Umwelt- und Naturschutz: Schutz der Küstenvögel

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Eine intakte Natur als Lebens- und Erholungsraum ist für viele Menschen ein Indikator für Lebensqualität. Nie war der Slogan „lokal handeln und global denken“ so aktuell wie heute. Die Gemeinnützige Sparkassenstiftung fördert Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Natur und Umwelt in der Region Lübeck. Die Förderung von Umweltpädagogik ist dabei ein wesentlicher Baustein unseres lokalen Engagements. In 2019 flossen Fördermittel an den Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer e.V. (LPV). Das Vorhaben: Eine Dauerausstellung über Küstenvögel im Naturschutzgebiet „Südlicher Priwall“, die in 2020 im Naturerlebniszentrum „Küstenwelten“ eröffnet wird.

 

Wir haben mit Matthias Braun, Vorstandssprecher des LPV, über die tierökologische Bedeutung der Halbinsel und die geplante Dauerausstellung gesprochen.

 

Herr Braun, der Priwall gilt ab 1909 als eines der ältesten Seevogelschutzgebiete der deutschen Ostseeküste. Warum ist die Halbinsel in besonderer Weise als Brut- und Rastgebiet geeignet?

Das liegt an seiner einzigartigen Lage, der Priwall ist das biographische „Tor zur Ostsee“. Hier kreuzen sich zwei bedeutende Vogelfluglinien, die skandinavische und die baltische. Für die aus Dänemark, Schweden oder auch Finnland kommenden Tiere ist der Priwall die letzte Rastmöglichkeit, ehe sie das schleswig-holsteinische Festland überqueren.

Welche Vogelarten lassen sich hier vor Ort beobachten?

Bei den „Zugvögeln“, die nur kurz Rast machen, um dann weiter gen Süden zu fliegen, sind das beispielsweise der Kiebitz (Kurzstreckenzieher) und die Flussseeschwalbe (Langstreckenzieher). Zu den Zugvögeln zählen aber auch die hier auftretenden Bruchwasserläufer, Kampfläufer, Blessgänse oder Nonnengänse, die nach Norden durchziehen. Anders verhält es sich mit den „Brutvögeln“, die zwar auch weiterziehen, aber dennoch für längere Zeit auf dem Priwall brüten und im Spätsommer nach Süden ziehen. Zu ihnen zählen Rotschenkel, Flussregenpfeifer und die Feldlerche – sie alle schätzen die hiesige Vegetation, insbesondere die geschützten Wiesenflächen.

Die hier zu beobachtenden Vogelarten werden im Zentrum der neuen Dauerausstellung „Fluss- und Zwergseeschwalbe am südlichen Priwall“ stehen, die Pfingsten 2020 eröffnen soll. Welche konkreten Inhalte werden aufbereitet? Wie erfolgt die Umsetzung?

Aus biologischer Sicht werden die zwei Schwerpunkte „Priwallwiese mit Brut- und Zugvögeln“ und „Strandvögel wie See- und Zwergseeschwalbe“ vermittelt. Wir informieren zum Beispiel über das Pilotprojekt „Seeschwalbeninsel“, eine 2009 auf den Überbleibseln eines militärischen Anlegers aufgeschüttete Kiesinsel am Ostufer der Pötenitzer Wiek. Heute brüten dort jährlich wieder mehr als 70 Brutpaare – ein toller Erfolg! Wir werden versuchen, Groß und Klein anhand verschiedener Medien die Bedeutung der Flussseeschwalbe nahezubringen. Geplant sind Vogelpräparate, interaktive Spiele für Kinder, eine Webcam-Übertragung von der Seeschwalbeninsel, Zeitzeugeninterviews und vieles mehr.

Welche Ziele verfolgen Sie mit derAusstellung?

Fest steht: Immer weniger Küsten- und Wasservögel hat es auf die Halbinsel heruntergezogen, zu ungünstig sind die Umweltfaktoren. Der Priwall war und ist vom Menschen stark geprägt: Seebad, Fliegerhorst, Aufspülungen und Aufforstung sind nur einige Beispiele aus den vergangenen Jahrzehnten. Die Ausstellung soll dazu dienen, dass sich die Besucher über das Naturschutzgebiet informieren können und sich im besten Falle auch bewusster verhalten.

Was bedeutet das konkret?

Es wird immer davon geredet, dass der Tourismus auch von der Natur lebt. Und es stimmt: Die Leute wollen sich keine zerstörte Flora und Fauna angucken. Das Naturschutzgebiet muss regenerieren: Bleibt bitte auf den Wegen, rennt nicht über die Wiesen, verzichtet auf lautstarke Freizeitaktivitäten! Gerade erst ist mir eine Gruppe Jugendlicher aufgefallen, die auf einer Beobachtungsplattform lautstark die Sektkorken knallen ließ. Da darf man sich nicht wundern, wenn plötzlich 500 Gänse abfliegen. Die Gruppe war zum Glück vernünftig und hat ihr Fehlverhalten sofort eingesehen (schmunzelt).

 

Vielen Dank für das Interview, Herr Braun!