Auf dem Sprung nach ganz oben

VfB-Torwart Phillip Diestel (17) schaffte es als erster Fußballer in unser Spitzensportförderprogramm TEAM LÜBECK. Im Interview spricht er über seine Ziele, das Jahr 2023 und seinen Ausflug ins Trainer-Dasein.


Phillip, hinter dir liegt das erste Jahr deiner jungen Profikarriere. Wie fällt dein Fazit aus?
Das Jahr 2023 hatte viele Höhen, aber natürlich auch Tiefen. Die Highlights waren definitiv das Landespokalfinale gegen Holstein Kiel, genauso wie der Aufstieg in die Regionalliga mit der U19. Vor allem waren es aber die beiden Berufungen in den Kader der Profis gegen Freiburg II und Duisburg. Das waren sehr prägende Erfahrung - hoffentlich nicht die letzten. Der Tiefpunkt des Jahres war eine Knieverletzung während der Sommervorbereitung, die für mich zwei Monate Pause bedeutete.
 

Als Anerkennung für deine starken Leistungen wurdest du zum Jahresanfang ins TEAM LÜBECK berufen. Was bedeutet dir die Ernennung?
Die Ernennung bedeutet mir sehr viel. Sie zeigt mir, wofür ich das alles mache und dass sich harte Arbeit am Ende immer lohnt. Ich habe bereits mit sechs Jahren mit dem Fußballspielen begonnen und bin seit 2016 beim VfB Lübeck. Für mich gibt es keine schönere Position als die des Torwarts. Sich mit allem, was man hat, in Bälle reinzuwerfen, ist einfach genau meins. Dafür dann noch belohnt zu werden, ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl.
 

Wie lauten deine Ziele?
Mein größtes Ziel ist definitiv der Sprung zum Profi. Ziel ist die 3. Liga. Alles, was darüber hinaus möglich ist, wäre natürlich das Nonplusultra. Für die Jugend-Nationalmannschaft aufzulaufen, ist natürlich auch eines meiner größten Ziele. Ich trainiere hart für meine Zukunft und will mich insbesondere noch mit dem linken Fuß und bei der Raumverteidigung verbessern.
 

Natürlich gibt es in einer jungen Karriere auch Rückschläge, du sprachst
von deiner Knieverletzung. Wie steckst du Gegentore und Niederlagen weg?

Wenn ich in einem Spiel ein Gegentor bekomme, versuche ich, es schnellstmöglich abzuhaken und mich wieder voll und ganz auf meine Aufgaben zu fokussieren. Das sage ich auch meinen Mitspielern, wenn ich sehe, dass sie die Köpfe hängengelassen.Wenn die Zeiten generell eher schwierig sind, wie z.B. bei einer Verletzung, versuche ich nach dem Stoizismus zu handeln. Dieser meint kurzgesagt: Akzeptiere, was du nicht beeinflussen kannst. Das ist einfacher gesagt als getan, aber diese Einstellung hilft mir enorm.
 

Als Stiftung planen wir aktuell die Ausbildung von Jugend-Coaches, um dem großen Trainermangel entgegenzuwirken. Wäre das Trainer-Dasein auch etwas für dich?
Ja, definitiv. Ich habe mich bereits als Trainer engagiert und war für ein Jahr Torwarttrainer der U11, U12 und U13. Es gibt einen großen Bedarf und ich kann jeden nur ermuntern, sich auf diesem Gebiet auszuprobieren – so habe ich es auch gemacht. Parallel dazu habe ich die DFB-Junior-Coach-Ausbildung absolviert. Dabei handelt es sich wie bei eurem „Jugend-Coach“ um eine Einstiegsmöglichkeit in die Trainertätigkeit. Leider war für mich nach einem Jahr wieder Schluss als Trainer, da es am Ende – vor allem mit Blick auf Abitur und meine eigene Karriere – zeitlich nicht mehr vereinbar war. Vielleicht gibt es ja ein Comeback, wenn ich mit der Schule fertig bin. Die Arbeit mit den Kids hat mir großen Spaß gemacht.
 

Plan A lautet: Fußballprofi. Gibt es einen Plan B?
Wenn es mit der Fußballkarriere, aus welchen Gründen auch immer, nichts werden sollte, kann ich mir vorstellen, mit einem Sport-Stipendium für ein paar Jahre in die USA zu gehen und danach hier in Deutschland Medizin zu studieren.
 

Vielen Dank für das Interview, Phillip, und weiterhin viel Erfolg!
 


HINTERGRUND
Das TEAM LÜBECK unterstützt aktuell 22 Nachwuchs- und Topsportler:innen, die für einen im Turn- und Sportbund (TSB) Lübeck organisierten Verein starten. Das Team wird von der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck, der Gregor-Wintersteller-Sportstiftung und der Possehl-Stiftung getragen. Ziel ist es, die Spitzensportler:innen möglichst lange an ihre Heimatstadt Lübeck zu binden und die regionale Sportszene zu stärken. Die monatliche Unterstützung von 200 Euro (A-Kader) bzw. 125 Euro (Perspektivkader) kann z.B. für Material, Startgelder oder Reisekosten.

Fotos: © VfB Lübeck / J. Garve / F. König