Erste Highlights aus den Klima-Checks

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Erste Highlights aus den Klima-Checks

Kirche, Sport und Kultur auf dem Prüfstand: Nach dem Klimaschutzpreis im letzten Jahr hat unsere Stiftung in 2022 erstmals zehn „Klima-Checks“ vergeben. Unser Ziel: Wir möchten Lübecker Vereine und Organisationen dabei unterstützen, Energie zu sparen, ihre Kosten zu senken und das Klima zu schonen. Durchgeführt werden die Klima-Checks von der BürgerEnergie Lübeck eG, die eine Auswertung des gesamten Energieverbrauchs vornimmt und in ein paar Wochen Vorschläge zu Verhaltensänderungen und nachhaltigen Investitionsmaßnahmen präsentiert. Wir haben den Auftakt begleitet…


Kunst, Kultur und Nachhaltigkeit: KUNST am KAI e.V.

Ausgangslage

Der Verein KUNST am KAI e.V. wurde 2015 zur Unterstützung des gleichnamigen Musikfestivals im Hafenschuppen C in Lübeck gegründet und zählt inzwischen über 120 Mitglieder. Die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in Kunst und Kultur ist ein besonderes Anliegen, ebenso die Idee, die nördliche Wallhalbinsel als einen Ort künstlerischer Ideen zu etablieren. Seit drei Jahren haben sich die Vereinsmitglieder von der „grünen Idee“ infizieren lassen: Man unterstützt die Fridays for Future-Bewegung, treibt ein Urban Gardening Projekt voran und hat ein Greenteam von 10 bis 15 Helfer:innen gebildet. Ausstellungsmaterialien, Bühnenbild und Kostüme werden mehrfach eingesetzt und immer wieder neu verwertet. Auch die jährlich stattfinden Jugendcamps haben sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben. Mit dem Klima-Check erhofft sich der Verein Ideen und Anregungen, an welchen Stellen sich auch Investitionen in Gebäude, Gerätschaften und Ausstattung lohnen.

Erste Eindrücke und Ideen

„Die Messung und Auswertung des gesamten Energieverbrauchs wird einige Zeit in Anspruch nehmen“, betont Jürgen Wecker, Experte der BürgerEnergie, gleich zu Beginn seines Rundgangs. Die Anlage des Hafenschuppens umfasst ca. 2000 m², darunter die große Halle, ein kleineres Foyer, ein Atelier, ein Chorsaal, eine Garderobe und eine Kostümwerkstatt. Hier fallen Wecker sofort die Leuchtstoffröhren ins Auge, die „ohne viel Aufwand gegen LED-Lampen getauscht werden könnten“. Generell empfiehlt er: „Schreiben Sie Ihre Zählerstände auf und vergleichen Sie die Werte nach ein bis zwei Tagen. Oftmals wird einem dann erst bewusst, was man wirklich verbraucht.“ Bei der Analyse müssten allerdings auch saisonale Unterschiede berücksichtigt werden, wie sich
vor Ort zeigt. Da von Oktober bis Mai keine Veranstaltungen im Hafenschuppen stattfinden, ist eine jetzige Messung kaum repräsentativ. „Diese Problematik lässt sich leicht umgehen“, erklärt Wecker. „Schauen Sie in den Belegungsplan des Sommers und errechnen Sie den Verbrauch aller Veranstaltungen. Dafür benötigen Sie die Veranstaltungstage, die Veranstaltungsdauer und den Verbrauch Ihrer Gerätschaften.“ Wem das erstmal noch zu aufwändig sei, der könne auch bei der Sensibilisierung der Mitglieder oder Mitarbeiter anfangen: „Einsparpotenzial ist immer da, zumeist 10 bis 15 %. Dies lässt sich allein durch einfache Verhaltensänderungen erreichen“, unterstreicht der Fachmann. Draußen staunt Wecker dann noch über die großen Außenstrahler (Foto), die „Unmengen an Energie verbrauchen“. Auch hier könne man mit einer Umrüstung auf LED ansetzen. Zuletzt empfiehlt er noch die Umsetzung einer kleinen „Aktiv-Energie-Woche“, bei der die Vereinsmitglieder in Bezug auf die Themen Nachhaltigkeit, Energie und Klimaschutz geschult werden. Jetzt sind aber erstmal die frisch geschulten Klimabeauftragten gefragt: In den nächsten Wochen wird sich zeigen, wie groß das Einsparpotenzial beim Verein Kunst am Kai wirklich ist.


 

Sport trifft auf Klimaschutz: Der TSV Schlutup

Ausgangslage

Der TSV Schlutup bietet seinen rund 900 Mitgliedern verschiedenste Sportangebote und -aktivitäten. Während „König Fußball“ zumeist in puncto Mitgliederzahlen alles überstrahlt, behält hier die Turnsparte die Oberhand. Dies bedeutet auch, dass die Hallen und Innenräume viel genutzt, beleuchtet und beheizt werden. Der Verein beschäftigt sich schon länger mit dem Thema Klimaschutz und hat schon einige Stromfresser ausfindig gemacht. Jetzt geht es darum, auch die versteckten Schwachstellen zu finden! Die Verantwortlichen hoffen, dass die nachhaltige Förderung von Sportstätten noch stärker in das öffentliche Bewusstsein rückt und der TSV Schlutup als Vorbild in Sachen Klimaschutz dienen kann.

Erste Eindrücke und Ideen

Die Verantwortlichen haben bereits große Vorarbeit geleistet und wissen ganz genau, wo umgerüstet werden soll. Dringlichstes Anliegen ist die Umrüstung von Hallen- und Fußballfeldbeleuchtung auf LED-Flutlicht. Allein in der Halle zählt Ralf Giercke, Fachmann der BürgerEnergie, 144 veraltete Leuchtstoffröhren. Ein enormes Einsparpotenzial, das angegangen werden soll. Darüber hinaus ließe sich auch überlegen, ob der TSV Schlutup eigenen Strom mittels einer großen Solaranlage generiert oder sogar eine Wärmepumpe installiert. „Investitionen, die sich rechnen können“, erklärt Giercke. „2040 soll ohnehin mit der städtischen Gasversorgung Schluss sein.“ Aktuell werden beim TSV Schlutup zwei Heizungsanlagen betrieben; eine ist bereits veraltet und soll abgeschaltet werden. Spannend ist auch die Frage nach der Bewässerung der Rasenplätze. Denkbar wäre eine automatische Verbrauchssteuerung. Das alles ist aber vorerst noch Zukunftsmusik – zunächst soll der Energieverbrauch von Multifunktionshalle, Plätzen, Vereinsheim und Duschen ausgewertet werden. Und dann wäre da ja auch noch die vereinseigene Gastronomie, die an sechs Tagen in der Woche geöffnet hat.


 

Fußbodenheizung oder Umweltpumpe?
Die Kirchengemeinde Marli-Brandenbaum

Ausgangslage

Die Kirchengemeinde Marli-Brandenbaum zählt 2.200 Mitglieder und ist eine offene Gemeinde am Standort Marli-Brandenbaum. Das Areal umfasst ein zweistöckiges Kirchengebäude samt Kita sowie einen sich anschließenden Rundbau. Das mögliche Einsparpotenzial soll wiederum den Gemeindemitgliedern zugutekommen.

Erste Eindrücke und Ideen

Ralf Giercke, Energie-Experte der BürgerEnergie, beginnt auch diesen Klima-Check mit einer einführenden Präsentation, die noch einmal die Dringlichkeit des Themas hinsichtlich CO2-Ausstoß, Meeresspiegel-Anstieg und Klimanotstand in Lübeck verdeutlicht. Auch in der Kirchengemeinde Marli-Brandenbaum will man mit positivem Beispiel vorangehen und hat daher die ganzen kleinen Verbraucher eliminiert. Eine große Herausforderung bleibt aber die Beheizung der Kirchenräume. Vor allem bei Gottesdiensten komme immer wieder kalte Luft herein, sobald die Tür aufgeht. „Denkbar ist die Installation einer Fußbodenheizung“, so Giercke. Interessant sei auch, dass angrenzend bald eine Ökosiedlung gebaut werde, die das Gebiet mit Fernwärme versorgen soll. „Wenn es gelingt, die Kirchenräume umzurüsten, kann man auch über eine Wärmepumpe nachdenken, die das Wasser dann nur von 25 auf 40 Grad Celcius erhitzen muss.“ Das seien aber erstmal nur Gedankenspiele. Zunächst steht die Messung und Auswertung des gesamten Energieverbrauchs an. Gespannt ist Giercke zum Beispiel auf den Verbrauch des Motors, der das Läutwerk – also die Kirchenglocke – antreibt.


 

Beste Voraussetzungen: Der Gemeinnützige Verein Naturbäder Lübeck e.V.

Ausgangslage

Der Gemeinnützige Verein Naturbäder Lübeck e.V. fungiert als Trägerverein der drei Naturbäder Falkenwiese, Marli und Eichholz. Der Verein hat die Bäder in einem sogenannten Public-Privat-Partnership-Model von der Hansestadt Lübeck übernommen und ist seit 2005 als alleiniger Vertragspartner für deren Betrieb und Unterhalt verantwortlich. Die drei Naturbäder verfügen über mehrere Gebäude, darunter WCs, Duschen, Umkleidekabinen und Rettungsschwimmer-Räume. Mehrere hundert Meter Steganlagen, Liegewiesen und Strandanlagen komplettieren die Außenbereiche. Der Verein Naturbäder Lübeck e.V. möchte einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten und sucht dafür nach neuen Anregungen.

Erste Eindrücke und Ideen

Der Klima-Check wird exemplarisch im Naturbad Falkenwiese durchgeführt, wo aktuell die Steganlage erneuert wird. „Wir verbrauchen eigentlich fast gar nichts“, ist sich der Vereinsvorsitzende, Alexander Pawlowski, sicher. Eine Einschätzung, die Ralf Giercke grundsätzlich teilt: „Der Verbrauch ist verhältnismäßig gering. Das Naturbad ist nur vier Monate lang im Jahr geöffnet, eine Heizung gibt es nicht. Dennoch fasst Giercke insbesondere die Außenbeleuchtung und die Duschen ins Auge: „Ich bin mir sicher, dass mit der Umstellung auf LED-Beleuchtung gespart werden kann. Und auch die Durchlauferhitzer der Duschen generieren einiges an Kosten. Der Verein könne perspektivisch als Vorbild dienen, betont Giercke: „Allein mit der Installation einer kleinen Stecker-Solar-Anlage könnte das Naturbad CO2-neutral werden und den eigenen Energiebedarf nachhaltig decken. Und genau das ist es doch, was wir wollen.“ Ob sich doch noch versteckte Energiefresser finden lassen, werden die nächsten Wochen zeigen.


 

Ein E-Katamaran als Highlight: Die Lübecker Ruder-Gesellschaft

Ausgangslage

Die Lübecker Ruder-Gesellschaft (LRG) zählt über 500 Mitglieder und engagiert sich insbesondere in der Kinder- und Jugendausbildung. Bei den Vereinsräumlichkeiten, gelegen in der Hüxtertorallee, handelt es sich um eine Begegnungsstätte mit gastronomischem Angebot. Hier finden Mitgliederversammlungen, Sportlerehrungen oder auch Fortbildungen statt. Die LRG hofft, mithilfe des Klima-Checks den Energieverbrauch zu senken und CO2-neutral zu werden. Denn ein niedriger Energieverbrauch passt hervorragend zu diesem naturnahen Sport.

Erste Eindrücke und Ideen

Eine umfangreiche Bootshaus-IT, eine gesteuerte Schließanlage, ein versteckter Serverraum und ein Kühlhaus – bei der LRG gibt es allerhand Verbraucher, die nicht alltäglich sind. „Alles muss auf den Prüfstand, auch das Kühlhaus“, betont Ralf Giercke gleich zu Beginn. „Spannend ist die zum Beispiel Frage, auf wieviel Grad Celcius die Lebensmittel heruntergekühlt werden. Vorgeschrieben sind -18 Grad Celcius, jeder zusätzliche Minusgrad verbraucht unnötige Stromkosten.“ Lob gibt es für das neue Dach und die neuen Fenster der Gaststätte. Außerdem wurde auf LED-Beleuchtung und Bewegungsmelder umgerüstet. Überzeugend ist auch das kürzlich angeschaffte E-Lastenrad: Es ersetzt die zahlreichen Touren mit dem Auto, um z.B. schwere Benzinkanister zu transportieren. „Das größte Highlight ist aber der vereinseigene E-Katamaran (Foto), der aktuell erprobt wird“, bilanziert Giercke. Als Negativbeispiel hat er indes einen laufenden Druckluftkompressor nahe der Bootshalle ausgemacht, der nicht notwendig sei. „Schalten Sie auch alles aus, was im Standby-Modus läuft “, gibt er den Verantwortlichen als ersten Ratschlag mit auf den Weg. „Das kann die Musikanlage, der Fernseher oder die Kaffeemaschine sein. Welche größeren Investitionen sich für die LRG rechnen könnten, will Giercke in den kommenden Wochen errechnen.


 

„Vorbildlich“: Die Johann Hinrich Wichern

Ausgangslage

Die Wichern-Gemeinde befindet sich im Stadtteil Moisling und umfasst rund 3.200 Mitglieder. Etwa 100 Ehrenamtliche gestalten das Gemeindeleben aktiv mit. Dank vielen Gottesdienste, Konzerte und Veranstaltungen wurde hier ein Ort geschaffen, der zum Zusammenkommen, Erleben und Mitmachen einlädt. Dabei stets im
Zentrum: Die Verkündung der „Guten Nachricht“ und die praktische
Umsetzung derselben. Seit dem letzten Jahr zieht sich das Motto „Umgang und Bewahrung der Schöpfung“ durch das Gemeindeleben – und was passt da besser als die Bewahrung der Erde, der eigenen Lebensgrundlage, und der Einsatz für den Klimaschutz? Besonders in der Jugendarbeit hat die Gemeinde einige naturpädagogische Projekt angestoßen, die u.a. von unserer Stiftung gefördert werden.

Erste Eindrücke und Ideen

„Vorbildlich!“, lautet das erste Fazit von Ralf Giercke. Die Stecker aller Elektrogeräte in Jugendraum (Foto), Küche, Keller und Hauptgebäude sind gezogen; sogar der Beamer ist ausgestöpselt. Giercke inspiziert die Räume sogar auf allen Vieren und findet kaum etwas: „Ansetzen könnte man eventuell beim Durchlauferhitzer in der Küchenzeile, der nicht die ganze Zeit angeschaltet sein muss.“ Weitere Stromfresser? Fehlanzeige. Selbst der versteckte Hauptschalter des Druckers ist ausgeschaltet. Der junge Klimabeauftragte der Kirchengemeinde, Lion Stache, ist voll im Thema und hat sich sogar über Stecker-Solar-Module informiert. Wann die sich amortisieren, möchte er wissen. Giercke wird es ihm in den kommenden Wochen beantworten, wenn er die ausgefüllten Messbögen zurückbekommt. Eventuell rechnet sich dann sogar die Installation einer größeren Photovoltaikanlage auf dem Gemeindehaus. In Lübeck könne man von über 2000 Sonnenstunden pro Jahr ausgehen.