TSV Kücknitz: Turnen aus Leidenschaft

„Wenn Turnen einfach wäre, würde es Fußball heißen“, sagt Wolfgang Benthien mit einem Augenzwinkern. Der Mann muss es wissen: Der heute 69-Jährige hat es in seiner Jugend nicht nur bis in die Fußball-Stadtauswahl geschafft, sondern parallel auch seine Liebe für den Turnsport entdeckt.

In seiner Schulklasse sei er der Erste gewesen, der am Reck die Kippe beherrscht habe. Inzwischen ist Benthien sowohl 1. Vorsitzender beim Kreisturnverband Lübeck als auch Turnabteilungsleiter bei seinem Herzensverein, dem TSV Kücknitz.

Begeisterung und Miteinander

Die Turnsparte des TSV Kücknitz steht auch im Jahr 2020 gut da: 426 Turnerinnen und Turner sind gemeldet, darunter 217 Jugendliche. Benthien ist stolz, dass die „Begeisterung über die Jahre konstant geblieben“ sei. Der Stadtteil Kücknitz mache dabei den besonderen Reiz aus: „Zu uns kommen Kinder und Jugendliche aller Nationalitäten, aus allen sozialen Schichten. Dennoch habe ich das Thema ‚Integration‘ noch nie ansprechen müssen. Ich lebe mein Werteverständnis vor und bin sehr froh, dass es angenommen und weitergegeben wird. Das Miteinander im Verein ist wirklich sehr gut.“ Er selbst trainiere „ganz tolle Jungen“ aus Russland, Griechenland oder auch der Türkei, die gemeinsam mit knapp 50 Mädchen zwei Mal in der Woche in der Breitensportgruppe zusammenkommen.

Erfolgreiche Mädchen

Neben der mitgliederstarken Breitensportgruppe hebt Benthien insbesondere die zwei Wettkampfgruppen der Mädchen hervor, die fast schon traditionell erfolgreich seien. Die Gruppe der Jüngeren (4-16 Jahre) trete in der Kreisliga an, die Gruppe der Älteren, darunter auch Erwachsene, messe sich in der Bezirksliga. Dank der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung könne man neuerdings sogar selbst Wettkämpfe wie die Landesmeisterschaften ausrichten, da der fast 40 Jahre alte Spannstufen-Barren endlich ausgetauscht worden sei und nun den aktuellen Standards entspreche. Vorbei ist die Zeit, in der die Turnerinnen mit den Füßen gegen die zu niedrigen Holme gestoßen sind.

Dass das Neben- und Miteinander in und abseits der Turnhalle so gut funktioniert, liegt vor allem auch an den vielen ehrenamtlichen Trainerinnen und Trainern wie der 25-jährigen Lisa Frey. Die angehende Grundschullehrerin ist nicht nur selbst in der Bezirksliga aktiv, sondern gibt ihr Wissen auch zwei bis drei Mal in der Woche an den talentierten Nachwuchs weiter: „Die große Altersspanne ist schon eine Herausforderung – einer 4-Jährigen muss ich die inhaltlichen Korrekturen am Boden, Balken oder Barren ganz anders erklären als einer 16-Jährigen. Aber es ist richtig schön, zu sehen, wie die Kleinen von den Großen profitieren und sich bei ihnen Tipps abholen.“

Nahende Ligawettkämpfe

Auf wertvolle Tipps kommt es besonders auch in den Wochen vor den sportlichen Vergleichen mit anderen Vereinen, den Ligawettkämpfen, an. Frey gibt sich aber entspannt: „Meine Mädels sind gut gewappnet. Lediglich am Kücknitzer Zittergerät, dem Balken, muss immer einiges getan werden.“ Das sei aber nicht ungewöhnlich, schließlich würde das Gerät mit seiner Höhe von 1,25m einige der Turnerinnen fast überragen, so die 25-Jährige lachend. Sie ergänzt: „Man kann nicht mehr tun, als sein Bestes zu geben. Viel wichtiger ist mir der Zusammenhalt: Sich bei eigenen Patzern trotzdem noch für seine Teamkollegen freuen zu können, das ist die wahre Kunst – und das will ich meinen Schützlingen vermitteln.“

Wir wünschen dem TSV Kücknitz viel Erfolg!