„Ich liebe die Wettkämpfe und gute Gegner“

Bálint Köszegváry (13) gilt als die deutsche Schwimm-Entdeckung. Dekoriert mit zahlreichen Goldmedaillen hat er es als erster Para-Sportler ins TEAM LÜBECK geschafft – und war jetzt sogar bei den European Para Youth Games mit dabei. Im Interview spricht er über seine Auszeichnungen, sein hartes Training und den Umgang mit Drucksituationen.

Bálint, bei der Sportlerehrung der Hansestadt Lübeck wurdest du erneut für deine herausragenden Leistungen ausgezeichnet. Was ist das für ein Gefühl?

Bálint Köszegváry: „Ich fühle mich natürlich sehr geehrt und die Auszeichnungen sind zugleich Motivation, noch härter zu trainieren und mir neue Ziele zu setzen. Auf der Bühne wird einem dann noch einmal bewusst, was man im vergangenen Jahr eigentlich alles erreicht hat: die sieben Goldmedaillen bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften in Remscheid oder die Ernennung in den 2. Bundeskader. Besondere Momente, die ich nicht mehr vergessen werde. Dass mit Kirill Lammert, der ja auch im TEAM LÜBECK ist, ein weiterer Schwimmer des SC-Delphin Lübeck und mein Trainingspartner geehrt wurde, ist toll und stärkt den Teamgeist.“


In diesem Jahr hast du deine bisherigen Leistungen sogar nochmal übertrumpft und das Ticket für die European Para Youth Games gelöst. Wie war es in Finnland?

Bálint Köszegváry: Die European Para Youth Games waren nochmal etwas ganz Anderes als ein herkömmlicher Wettkampf. Ich freue mich über zwei neue Bestzeiten, bin aber auch zweimal hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben. Insgesamt bin ich mit drei 5. Plätzen sowie Platz 8 und Platz 9 zufrieden. Diese außergewöhnliche Erfahrung werde ich so schnell nicht vergessen. Es macht mich wahnsinnig stolz, dass ich nominiert wurde und für das deutsche Team antreten durfte.“


Wie erklärst du dir deine Erfolge?

Bálint Köszegváry: „Ich glaube, dass mir der Sport schon in die Wiege gelegt wurde. Meine Familie ist vor 18 Jahren aus Ungarn nach Deutschland gezogen: Mein Vater war auch Schwimmer, meine Mutter Sportlehrerin. Meinen Eltern war es wichtig, dass ich gut schwimmen lerne – auch, weil wir an der Küste wohnen. Wettkämpfe bestreite ich seit meinem siebten Lebensjahr.“


Im TEAM LÜBECK bist du der erste Sportler mit Handicap. Gibt es etwas, was du dir für den Para-Sport wünscht?

Bálint Köszegváry: „Richtig, ich bin mit einer Handfehlbildung zur Welt gekommen. Damit ist meine rechte Hand deutlich kürzer als die andere, was beim Ziehen im Wasser ein großer Nachteil ist. Um die Leistungen von Para-Sportlern vergleichbar zu machen, gibt es ein Klassifizierungssystem: Je größer das eigene Handicap ist, desto mehr Punkte bekommt man für die gleiche erschwommene Zeit. Ich wurde zum Beispiel in die Startklasse 10 eingestuft. Für die Para-Szene würde ich mir mehr Medienpräsenz wünschen, da wir genauso hart trainieren. Daher freue ich mich auch riesig, dass ich in den A-Kader des TEAM LÜBECK aufgenommen wurde und die Stadt repräsentieren darf.“


Du sprichst dein hartes Training an… Wie sieht das konkret aus?

Bálint Köszegváry: „Ich trainiere sechsmal in der Woche im Wasser und lege dabei pro Einheit bis zu sechs Kilometer zurück. Hinzu kommen Krafttraining und regelmäßige Trainingslager. Im April war ich zum Beispiel zwei Wochen lang mit dem deutschen Nachwuchsteam auf Lanzarote. Ich mache alles, um an der Spitze mitzuschwimmen.“


Bedeutet das nicht auch großen Druck?

Bálint Köszegváry: „Ich gehe positiv mit Druck um und nutze ihn als Motivation. Um abzuschalten, gehe ich gerne mal angeln – sofern es die Zeit zulässt. Man sollte sich nicht verrückt machen. Ich liebe die Wettkämpfe und gute Gegner.“


Vielen Dank für das Interview, Bálint! Wir drücken dir weiterhin fest die Daumen und freuen uns auf weitere Medaillen und Bestleistungen.
 


European Para Youth Games
Bei den sechsten Europäischen Para-Jugendspielen seit 2011 versammelten sich vom 27. Juni bis 4. Juli die besten europäischen Para-Jugendsportler:innen in Finnland (Pajulahti, Helsinki). Rund 500 Aktive aus 25 Nationen (13 bis 23 Jahre) maßen sich in neun Sportarten: Schwimmen, Leichtathletik, Boccia, Torball, Tischtennis, Rollstuhlbasketball, Sitzvolleyball, Judo und Tischball.


TEAM LÜBECK
Das TEAM LÜBECK unterstützt insgesamt 20 Nachwuchs- und Topsportler:innen, die für einen im TSB Lübeck organisierten Verein starten. Das Team wird von der Gregor-Wintersteller-Sportstiftung, der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck und der Possehl-Stiftung getragen. Die zehn Mitglieder der A-Kaders erhalten monatlich jeweils 200 Euro, die des Perspektivkaders 125 Euro. Die Förderung kann z.B. für Material, Startgelder oder Reisekosten verwendet werden.