Kunst, Gemeinschaft und nächtlicher Trubel

Angesichts des nahenden kulturellen Highlights „Lübecker Museumsnacht“, das am 31. August stattfinden wird, haben wir, Hanna und Hanno, uns zum Gespräch mit zwei teilnehmenden Künstlern der „Gemeinschaft Lübecker Künstler e.V.“ getroffen.

Die Lübecker Künstler Susanne Adler und J. Georg Brandt freuen sich sehr auf die Lübecker Museumsnacht am 31. August.

Seien wir ehrlich: So ein Treffen mit zwei erfolgreichen Künstlern kann einen im Vorfeld schon ein wenig einschüchtern… Sämtliche Nervosität war jedoch völlig unbegründet, wie das nette, aufschlussreiche Interview mit Susanne Adler und J. Georg Brandt schnell zeigen sollte: Die beiden Vorstandsmitglieder waren nicht nur sehr locker, offen und sympathisch, sondern haben uns auch ausführlich Auskunft über ihre Arbeit und die 19. Lübecker Museumsnacht gegeben. Dabei haben wir die interessantesten Aussagen für euch zusammengefasst.

Eine Gemeinschaft, die seit 73 Jahren Bestand hat

Vorab kurz die wichtigsten Eckdaten zu unseren beiden Gesprächspartnern und der „Gemeinschaft Lübecker Künstler“: Die Gemeinschaft wurde 1946 gegründet und hat sich seitdem zu einem der größten Künstlervereine Schleswig-Holsteins entwickelt. Heute fasst die Gemeinschaft stolze 96 Mitglieder, die allesamt ihren Lebensunterhalt mit der Kunst verdienen – sei es mit Skulpturen, Druckkunst, Rauminstallationen, Fotografie oder Malerei. Will man auch zu diesem elitären Kreis der Kreativen gehören, muss man sich auf ein hartes Auswahlverfahren gefasst machen: Neben dem Einreichen der klassischen Bewerbungsmappe muss auch die eigene langjährige Verbindung zur Kunst nachgewiesen werden. „Da reicht es eben nicht, mal einen Malkurs besucht zu haben“, wie Susanne Adler mit einem Augenzwinkern anmerkt. Anschließend müsse man sich im Gespräch einer Jury stellen. Aufgaben, die Susanne Adler und J. Georg Brandt bereits mit Bravour gemeistert haben. Adler ist ihres Zeichens freischaffende Künstlerin bzw. Malerin und nun schon seit vielen Jahren Gemeinschaftsmitglied. Brandt hingegen gehört „erst“ seit drei Jahren zur Künstler-Gemeinschaft und hat sich der konzeptionellen Kunst verschrieben. Beide bezeichnen ihre Tätigkeiten als „Beruf und Berufung“.

Eine besondere Nacht

Und auch in einem anderen Punkt sind sich die beiden einig: Die Lübecker Museumsnacht ist jedes Jahr ein echter kultureller Höhepunkt.  Die „Gemeinschaft Lübecker Künstler“ ist nun schon seit gut zehn Jahren fester Bestandteil dieser Erfolgsreihe und will auch in diesem Jahr wieder Laien und Kenner gleichermaßen mit ihren qualitativ hochwertigen Kunstwerken  begeistern. Ein Ansinnen, das einen immens wichtigen Hintergrund hat: Brandt und Adler betonen, dass die Nacht vorrangig dazu diene, die eigene Gemeinschaft und auch die gesamte freie Kunstszene bekanntzumachen. „Vielfalt“ sei hier das Zauberwort, verdeutlicht Brandt. Diese sei auch für die Hansestadt wichtig und könne nur durch eine breite Institutionenlandschaft erreicht werden. Auch angesichts dieser Überlegungen hoffe man auf großes Interesse der zahlreichen Besucher für die eigene Arbeit.

Aufwändige Organisation

Bis es aber zur gewünschten Interaktion mit eben jenen Besuchern kommen kann, ist es ein langer Weg. Vor vier Monaten begann man mit den Vorbereitungen: Nachdem bei der internen Vollversammlung ausgelotet worden war, wer von den 96 Künstlern alles Interesse  und vor allem auch freie Kapazitäten habe, folgte das offizielle Treffen mit dem Kulturbüro, das das diesjährige Motto „inside outside“ vorgab. Und nun ging es erst richtig los: Für jeden der 15 Künstler, die sich für eine Teilnahme entschieden hatten, galt es, Räumlichkeiten für den 31. August zu finden. Ein Aufwand, den man nicht unterschätzen dürfe und der oftmals zur Zerreißprobe werden könne. Umso dankbarer sei man, dass es „unfassbar tolle Lübeckerinnen und Lübecker“ gebe, die den Künstlern (auch finanziell) entgegenkämen und auch der Anbringung etwaiger Installationen positiv gegenüberständen. Denn: Nicht jede Lokalität kommt infrage – es muss mitunter umgestaltet, gehämmert und aufgehängt werden. Letztendlich hätten es aber alle Künstler geschafft, geeignete und oftmals auch besondere Orte für die 19. Museumsnacht zu finden.

 

Verschmelzung von Ausstellungsort und Motto

Doch was bedeutet in diesem Zusammenhang eigentlich „geeignet“? Adler erklärt, dass der Ort im besten Falle eben auch zum Ausstellungsmotto „inside out“ passen müsse. Die „Gemeinschaft Lübecker Künstler e.V.“ hat dem offiziellen Motto der Stadt sogar ein eigenes untergestellt. Da man das offizielle Motto habe individualisieren und weiter ausdifferenzieren wollen, sei man auf „Osmose“ bzw. „osmotisch“ gekommen. Hier stehe explizit der Austausch im Vordergrund – ganz wie bei einer Membran, die wie vorgegeben in „inside“ und „outside“ trenne, aber eben auch durchlässig sei. Und so haben habe man versucht, diesen „Austausch“ sowohl künstlerisch als auch räumlich umzusetzen. Adler, die als Ausstellungsort die Räumlichkeiten eines befreundeten Architekten in der Aegidienstraße 37 gewählt hat, hat sich Kollegin Christin Rudolf an ihre Seite geholt. Konkret wird vor Ort eine Vermischung ihrer zwei Kunstrichtungen stattfinden, ein Austausch von Malerei und Fotografie.  Und auch Kollege Brandt wird beide Mottos aufgreifen: Bewaffnet mit einem Hand-Beamer wird er durch die Straßen Lübecks ziehen und dabei Handyfotos und –videos vorbeikommender Besucher an Häuserwände projizieren. Somit kann er sich nicht nur mit Interessierten austauschen, sondern wirft Fotos, Bilder und Videos von innen (“inside“) nach außen (“outside“) in den öffentlichen Raum.

 „Wir schätzen die Stiftungsarbeit sehr“

Damit all diese Ideen und der damit verbundene organisatorische Aufwand sich am 31. August auszahlen, musste kräftig die Werbetrommel gerührt werden. Hier wolle man sich, so Brandt, „ganz herzlich bei der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung bedanken, ohne deren finanzielles Engagement die Veranstaltungsteilnahme nur schwer möglich gewesen“ wäre. Durch die Finanzspritze von 2.000 Euro konnten beispielsweise Flyer und Plakate gedruckt oder auch Strom- und Transportkosten beglichen werden. Generell sorge die Stiftung dafür, dass „Lübeck vielfältig sei“. „Ohne die Stiftungsarbeit sähe unsere Hansestadt ganz anders“, so der Künstler.

Riesige Vorfreude: „Es gibt keine Hemmschwelle“

Was nun noch bleibt, ist die Vorfreude – und die ist riesig. „Ich freue mich ungemein und bin auch ein bisschen aufgeregt, ob alles so klappen wird, wie ich es mir vorgestellt habe“, gibt Brandt ohne langes Zögern zu. Dabei schätze er die Veranstaltung insbesondere aufgrund ihres niedrigschwelligen Zugangs: „Jeder Besucher kann einfach in die Ausstellungen hineinstolpern, zu uns kommen und sich ungeniert umsehen. Es gibt keine Hemmschwelle, es gibt unkomplizierte Gespräche, man kommt in Kontakt und es herrscht einfach die ganze Nacht Trubel!“ Und er ergänzt lachend: „Es gibt einfach keine blöden Fragen! Die Besucher können alles fragen, was ihnen unter den Nägeln brennt.  Anders als vielleicht in einer Galerie, in der man das Gefühl hat, ein Fachgespräch führen oder etwas kaufen zu müssen, ist in der Museumsnacht alles locker und unbeschwert.“ Auch Adler fiebert dieser Atmosphäre schon jetzt entgegen und würde liebend gerne auch vor Ort in die Traube aus ausgelassener Heiterkeit eintauchen und andere Ausstellungen besuchen.  Allerdings sei das „schwierig“, da sie nichts von ihrer eigenen Ausstellung verpassen wolle. So kam es in der Vergangenheit schon mal vor, dass sie auf dem Weg in andere Ateliers war und auf halber Strecke nervös umkehrte. Die Chance auf ein spannendes Gespräch mit interessierten Besuchern rund um die eigene Arbeit war einfach zu verlockend. Eine Chance, die sich ihr am kommenden Samstag von 18 bis 24 Uhr wieder bieten wird!