KOMPASS in Corona-Zeiten

Kurz zum Projekt selbst: Seit 2017 setzt die Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck das eigens initiierte Bildungsprojekt KOMPASS in Kooperation mit der Musikhochschule Lübeck (MHL) um. Das individuelle Mentoring-Programm soll Jugendliche, die sogenannten Mentees, von aktuell fünf Lübecker Gemeinschaftsschulen auf ihrem Weg zum Ersten Allgemeinbildenden Schulabschluss (ESA) begleiten. Hauptverantwortlich hierfür sind elf Studierende der MHL, allesamt angehende Lehrkräfte, die ihre 33 Schützlinge in Kleingruppen auf die Abschlussprüfungen vorbereiten, Potenziale fördern und die Lernmotivation hochhalten. Ein Ansinnen, das derzeit wohl wichtiger und gleichzeitig schwieriger ist denn je: Die Schulen haben seit mehreren Wochen geschlossen; Mathematik-, Deutsch- und Englischaufgaben sind in der Gedankenwelt der Schülerinnen und Schüler in weite Ferne gerückt.

Kreative, digitale Lösungen

Wie also die Begeisterung für Schulaufgaben wecken? Und das trotz des anhaltenden Kontaktverbotes? KOMPASS lebt eigentlich von regelmäßigen Treffen und dem engen Austausch zwischen Mentorinnen, Mentoren und Mentees. Die Projektverantwortlichen haben schnell reagiert und sich die modernen Medien zunutze gemacht. Deren Nutzung steht ohnehin auf dem Lehrplan und ist ein absolutes Muss in der heutigen Welt von Digitalisierung und Vernetzung.

Jan-Taken de Vries, einer der verantwortlichen Projektleiter, gibt einen Einblick hinter die Kulissen: „Unser Leitungsteam ist in ständigem Kontakt – klassisch per Telefon und E-Mail, aber insbesondere auch über moderne, DSGVO-konforme Software-Programme – und bespricht das Vorgehen und die Betreuungsmöglichkeiten der Mentorinnen und Mentoren sowie Mentees in diesen schwierigen Zeiten. Wir erstellen Dokumente über Möglichkeiten, wie digital kommuniziert, kreatives Lernen angeregt und ein Tagesablauf sinnvoll gestaltet werden kann.“

Austausch via Videochat

Um den Mentorinnen und Mentoren diese Materialien tagesaktuell zur Verfügung zu stellen und sich mit ihnen auszutauschen, nutzt das Leitungsteam die zentrale Online-Lehr-Lern-Plattform „Moodle“, die die MHL für konstruktivistisch orientiertes Lernen nutzt. Dort sind zusätzliche Programme für Online-Konferenzen und Webinare integriert. Den Studierenden stehen darüber hinaus weitere diverse Tools zur Verfügung, mit deren Hilfe sie per Audio- oder Videochat mit ihren Mentees kommunizieren. „Obwohl dies einen enormen Kraftakt für alle Beteiligten bedeutet, da die Digitalisierung erst in der gegenwärtigen Krise so richtig Fahrt aufzunehmen scheint und nun alle Lernenden unter erschwerten Bedingungen sind, wird Studierenden wie Schülerinnen und Schülern viel ermöglicht“, unterstreicht Projektleiterin Prof. Dr. Gaja von Sychowski. Durch die jetzt notwendige verstärkte digitale Kommunikation sei sogar festzustellen, dass der Austausch zwischen Mentoren und Mentees teilweise sogar regelmäßiger stattfinde als zu Zeiten der wöchentlichen Präsenztermine.

Gemeinsam der Krise trotzen
Im Laufe dieser Wochen soll es nun darum gehen, den eingeschlagenen Weg bis zur Aufhebung des Kontaktverbotes fortzuführen: Den Mentees sollen weitere Hilfestellungen gegeben werden, wie sie ihren Tagesablauf strukturieren, wie sie die schulischen Aufgaben bearbeiten und insbesondere auch wie sie ihre Eindrücke hinsichtlich der vorherrschenden Unsicherheit über das Corona-Virus verarbeiten können. Sabine Hoene, ebenfalls verantwortlich für das Projekt, hofft darauf, dass die jetzt aufgebauten Kommunikationswege „auch in den Sommerferien aufrechterhalten werden können“. Ein weiteres Hauptziel sei es, dass alle Mentees das „abwechslungsreiche und für alle fruchtbare Angebot“ nutzen können – im Moment verfüge noch nicht jeder über eine entsprechende mediale Ausstattung. Gemeinsam wolle man alles daran setzen, dass sich aus der Krise auch etwas sehr Positives entwickeln könne. Und wer weiß… vielleicht schneidet der jetzige KOMPASS-Jahrgang dann noch erfolgreicher ab als der vorherige: Im Sommer 2019 erreichten von 28 Mentees 86% ihren ersten Schulabschluss.