An der Seite der Frauen

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Bereits seit 30 Jahren bietet der Frauennotruf Lübeck e.V. Frauen und Mädchen kostenlose und anonyme Beratung für die Bewältigung krisenhafter Lebenssituationen an. Oft geht es dabei um Gewalt in der Partnerschaft, früheren Missbrauch oder das Thema Trennung. Die aktuell sieben Sozialpädagoginnen des Vereins stehen Betroffenen und ihren Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite: In persönlichen Gesprächen sollen die Frauen nach einer Traumatisierung entlastet und stabilisiert werden. Bei Bedarf begleiten die Mitarbeiterinnen die Betroffenen zu ärztlichen Untersuchungen, zur Polizei oder zu möglichen Strafverfahren und bereiten sie gezielt auf diese herausfordernden Situationen vor. „Wir arbeiten nicht nach einem festen Fahrplan oder Leitfaden. Es ist wichtig zu schauen, was die Frau in ihrer aktuellen Situation braucht“, erklärt Anne Heynatzky, die im Verein für die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Gezielte Präventionsarbeit

Wenn beim Frauennotruf das Telefon klingelt, wurden Frauen meist schon zu Opfern und die Situation ist eskaliert. Das hinterlässt bei den Betroffenen schwere Wunden, die nur sehr langsam heilen. Auch deshalb ist Anne Heynatzky die Präventionsarbeit des Vereins so wichtig: „Wir arbeiten ganz gezielt an der Reduktion von Gewalt, indem wir so früh wie möglich auf diese Thematik aufmerksam machen. Die Schule ist dafür ein guter Ort, schließlich sollen dort auch soziale Themen vermittelt werden.“ Bereits im Jahr 2003 hat der Verein hierfür das Projekt „Wo hört der Spaß auf? – Umgang mit sexueller Belästigung und Gewalt“ in Leben gerufen. Jedes Jahr finden in Kooperation mit zwei männlichen Pädagogen von pro familia insgesamt zwölf Projekttage an drei Partnerschulen in Lübeck statt, bei denen es unter anderem um sexuelle Selbstbestimmung und Grenzverletzung geht. „Es ist toll, dass die Gemeinnützige Sparkassenstiftung uns bei diesem Projekt schon so viele Jahre finanziell unterstützt. Ohne diese Hilfe könnten wir die Präventionsarbeit in diesem Maße nicht durchführen“, freut sich die Sozialpädagogin.

Projekt mit Wirkung

An dem Projekttag für Schulklassen ab der neunten Jahrgangsstufe dreht sich alles um die zentrale Frage, wann Spaß in Belästigung umschlägt. Gemeinsam startet die Gruppe mit dem sogenannten „Gewaltbarometer“: Es werden unterschiedliche Situationen geschildert, zu denen alle Jugendlichen sich positionieren sollen. „Ist es in Ordnung, ungefragt ein erotisches Bild des Partners zu veröffentlichen?“ oder „Ist es okay, wenn der Partner einem das Feiern verbieten will?“ lauten die Fragen. Im Anschluss daran folgt die Geschlechtertrennung. Bei den Jungs geht es während dieser Zeit hauptsächlich um das Thema Rollenbilder bzw. -klischees, ihnen soll klargemacht werden, dass es ok ist, von diesen Bildern abzuweichen und beispielsweise auch Männer weinen dürfen. Bei den Mädchen hingegen geht es eher um das Thema Beziehungen, Gleichberechtigung sowie unangenehme Erlebnisse aus der Vergangenheit und wie sie darauf zukünftig besser reagieren können. „Zu den Projekttagen gehört auch immer ein Vor- und Nachgespräch mit der zuständigen Lehrkraft. Es ist enorm wichtig für uns zu wissen, ob es in den Klassen Jugendliche gibt, die bereits mit Gewalt in Verbindung gekommen sind. Nur so können wir uns vorsichtig an diese Schüler herantasten“, sagt Heynatzky. Es komme auch hin und wieder vor, dass sich Mädchen aus den Klassen zu einem späteren Zeitpunkt trauen, Kontakt zum Frauennotruf aufzunehmen – außerhalb der Schule. „Das zeigt, dass unsere Arbeit in den Schule Wirkung erzielt und das macht uns sehr stolz“, ergänzt Heynatzky abschließend. Für die Zukunft wünscht sich Anne Heynatzky, dass noch mehr Schulen sich mit dem Thema Gewalt auseinandersetzen und an dem Präventionsprojekt teilnehmen.

Kontaktdaten des Frauennotrufs: