Alles begann mit einer Kelloggspackung

Silber bei der Jugend-EM im Einzel, Bronze mit der Nationalmannschaft. Dazu Turniersiege bei vielen weiteren namhaften Veranstaltungen, Aushängeschild des TEAM LÜBECK. Während die Corona-Pandemie beinahe die gesamte Sportwelt ausgebremst hat, brilliert das erst 16-jährige Lübecker Schachtalent Frederik Svane auch im Jahr 2020. Wir haben mit ihm über seine Sportart, berühmte Gegner und die Zukunft gesprochen.

Frederik, du hast schon richtig früh mit dem Schachspielen begonnen…

F.S.: Das stimmt, ich konnte bereits mit drei Jahren Schach spielen. Mein Bruder Rasmus hat damals in einer Kelloggsverpackung ein Schachprogramm gefunden, das uns beide fasziniert hat. Mit vier Jahren habe ich dann im Verein angefangen.

12 Jahre später hast du schon mehrere beeindruckende Erfolge vorzuweisen und einiges erlebt. Wie gehst du mit der aktuellen Situation um? Hat die Corona-Pandemie Auswirkungen auf deinen Sport?

F.S.: Natürlich ist die aktuelle Situation auch für mich nicht ganz einfach, da ich mich nicht mit anderen Spielern über dem Brett messen kann. Es ist daher nur schwer einschätzbar, ob man sich wirklich verbessert hat. Wir Schachspieler haben aber das Glück, unseren Sport auch von zuhause ausüben zu können. Das wichtigste Schachbrett befindet sich ohnehin in meinem Kopf. Aktuell trainiere ich viel mit der Schachsoftware Chessbase.

Wie genau hat man sich das vorzustellen?

F.S.: Mit dem Programm sind Millionen von Schachpartien nachspielbar. Wenn man beispielsweise die Eröffnungsphase des Schachspiels studiert, kann man sehen, welche Züge in der jeweiligen Stellung schon gespielt worden sind und auch wie häufig. Ich analysiere das Schachspiel aber nicht nur am Computer, sondern arbeite auch mit verschiedenen Fachbüchern. Momentan lese ich das „Endspielbuch“ des legendären sowjetischen Schachspielers Mark Dvoretsky. Um das Gelernte zu verinnerlichen, spiele ich viel Online-Schach gegen Gegner aus aller Welt. Darüber hinaus ist es auch für mich sehr wichtig, mich physisch fit zu halten. Nur dann kann ich die Konzentration bei langen Partien hochhalten. Die längste Partie, die ich jemals gespielt habe, war letztes Jahr bei der Jugendeuropameisterschaft, bei der wir 160 Züge spielten. Die Partie dauerte ca. sieben Stunden.

Das viele Training macht sich bezahlt, du spielst stark auf. In welcher Liga spielst du momentan? Wirst du in Ranglisten geführt?

F.S.: Momentan spiele ich in der Jugendbundesliga und in der Oberliga Nord für den Lübecker Schachverein von 1873. Meine Elo-Zahl, die Auskunft über die Spielstärke von Schachspielern gibt, beträgt 2421. Damit liege ich auf Platz 121 in der Deutschen Rangliste der Erwachsenen. In meiner Altersklasse bin ich weltweit Platz 27 und europaweit Platz 14.

Wirklich beeindruckend. Hast du schon die Titel „Internationaler Meister“ und „Großmeister“ im Visier?

F.S.: Bisher habe ich eine von drei Normen für den IM-Titel gesammelt. Die Mindestzahl von 2400 habe ich aber schon überschritten. Ich hoffe, dass bald wieder Turniere stattfinden werden und ich die letzten beiden Normen erfüllen kann. Der Großmeistertitel ist für mich aber noch relativ weit entfernt.

Bei deiner Spielstärke hast du doch bestimmt auch schon gegen bekannte Spieler gespielt. Wie ist es ausgegangen?

F.S.: Online habe ich schon gegen den einen oder anderen sehr starken Schachspieler gespielt, wie z.B. gegen Anish Giri, Platz 11 der Weltrangliste, oder Ding Liren, Platz 3 der Weltrangliste. Von Ding Liren wurde ich einfach platt gemacht, aber gegen Anish Giri hatte ich gute Chancen. Letztendlich habe ich aber doch verloren. Leider habe ich noch nicht gegen den Weltmeister Magnus Carlsen höchstpersönlich gespielt, das wird sich aber hoffentlich in nächster Zeit ändern.

Der Norweger Magnus Carlsen hat frühzeitig die Schule verlassen, um sich voll und ganz auf den Sport zu konzentrieren. Lässt sich mit Schach der Lebensunterhalt verdienen? Ist das dein Ziel?

F.S.: Als Schachprofi hat man es sehr schwer, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Deswegen halte ich mir lieber alle Möglichkeiten offen und mache mein Abitur. Danach gucke ich weiter. Falls ich nicht Schachprofi werden will oder kann, werde ich wahrscheinlich studieren. Momentan tendiere ich zu naturwissenschaftlichen Studiengängen wie Mathematik oder Physik.

Vielen Dank für das Interview, Frederik!

Wir wünschen Frederik Svane viel Erfolg bei der anstehenden Jugend-Online-Weltmeisterschaft, die am 7. Dezember 2020 offiziell beginnt.